
Schüleraustauschfahrt nach Ciezyn (Polen)
Dzień dobry! Das ist Polnisch und bedeutet „Guten Tag“. Es sind nur zwei von vielen polnischen Wörtern, die ich auf der Austauschfahrt nach Polen gelernt habe. Vor gut einem Monat begann das Abenteuer! Als wir unsere polnischen Austauschpartner zugeteilt bekamen, kam ich dem „Großen Tag“ immer näher- Eine Woche in der polnischen Stadt Ciezyn in einer Gastfamilie wohnen. Das bedeutete eine Woche lang neues Essen, eine neue Sprache, neue Menschen und eine fremde Kultur.
Sonntag, 25. September 5 Uhr morgens. Ich konnte kaum schlafen vor Aufregung. Endlich war der Tag gekommen, an dem wir unsere Reise starteten. Wir trafen uns um 7 Uhr am Hauptbahnhof Berlin, verabschiedeten unsere Familien und schon konnte es losgehen. In den einzelnen Zugabteilen wurde wild diskutiert und überlegt, was uns alles in Ciezyn erwartet. Wir alle waren aufgeregt, aber nutzten die lange Fahrt, um zu schlafen, so dass wir munter von den polnischen Familien aufgenommen werden konnten. In Ciezyn angekommen, wurden wir herzlich von den Familien („Rodzin“) empfangen, trotz unserer kleinen Verspätung.
Wir fuhren nun alle zu unseren Gastfamilien nach Hause. Auf dem Weg habe ich schon viel mit meiner Gastschwester geredet. Natürlich war das am Anfang noch etwas holprig, mit der Zeit wurde es aber stets besser. „Zuhause“ angekommen haben wir Abendbrot gegessen, und ich habe meiner Familie die Gastgeschenke übergeben. Sie haben sich alle sehr gefreut- besonders mein Gastvater war begeistert von dem deutschen Bier :). Am restlichen Abend habe ich nur noch mit meiner Gastfamilie zusammengesessen und gequatscht- man hatte sich einiges zu erzählen. Ich war allerdings erschöpft von der Fahrt und ging schließlich ins Bett. Mein Zimmer war liebevoll geschmückt und dekoriert. Ich habe sehr gut schlafen können, obwohl ich immer noch meine innere Aufregung spürte.
Am Montag ging es schon um 6 Uhr in der Frühe mit den Bussen nach Auschwitz. Es war eine bedrückende Stimmung im Bus. Ich glaube, alle waren seelisch schon darauf vorbereitet, dass dies ein besonderer Ausflug werden würde. Trotzdem waren wir gespannt und neugierig. Es war kalt und bewölkt, als wir ankamen. Wir bekamen Audiogeräte, und eine sehr nette Polin (sie konnte sehr gut deutsch) führte uns in dem KZ-Lager herum. Alle waren ruhig und ließen die Eindrücke auf sich einwirken. Doch manch eine Geschichte ist mir seht unter die Haut gegangen. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Raum an dessen rechter Seite Berge von Haaren lagen. Haufenweise Haare, Haare von den Menschen, die einst hier, an diesem unbeschreiblich düsteren Ort, waren und ermordet wurden. Wir besuchten auch das KZ Auschwitz-Birkenau- auch das eine unglaubliche Erfahrung. Im Großen und Ganzen war diese Exkursion ein Erlebnis, welches ich niemals vergessen werde.
Dies war nur eine von vielen Aktivitäten, die wir erleben durften. Neben Auschwitz gab es noch die Stadtrallye (organisiert von unseren Gastschüler*innen), einen Besuch der Schule, Ausflug nach Krakau, die Jesuskirche und die Altstadt von Cieszyn, eine Bergwanderung etc…
Wir waren zusammen mit unseren Gastschüler*innen essen und hatten eine Menge Spaß. Die Schule in Ciezyn ist recht klein. Auch die Klassenräume sind nicht üppig- „klein aber fein“. Unsere Austauschpartner lernen in der Schule neben Englisch, Spanisch, Französich alle Deutsch. Die Woche hat uns allen gezeigt, was wir an Zuhause schätzen und wie es ist in einer fremden Familie zu wohnen. Wie es ist, sich auf neues Essen einzustellen, beispielsweise Suppe mit Eierkuchen (Frittatensuppe) und eine neue Sprache zu sprechen und zu verstehen. Für mich war Polen die perfekte Mischung aus Spaß, Abenteuer und Geschichte. Ich kann es jedem ans Herz legen, in dieses Abenteuer einzutauchen und zu lernen, sich auf Neues einzustellen.
Es geht beim Austausch nicht nur darum, die Städte und Länder zu sehen, sondern auch um die Menschen und deren Kultur und Traditionen. Zu sehen, wie sie leben und was sie von uns unterscheidet, aber auch welche Gemeinsamkeiten wir teilen, wie das Schulsystem in Polen aufgebaut ist und wie das Lernen vor Ort organisert ist – all das waren Eindrücke und Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Es war eine tolle Woche. Solltest du Interesse an einen Austausch nach Polen haben, kann ich dir nur sagen: Mach‘ es! Do zobaczenia / bis bald!
Text: Ronja Ludwig, 10 L, Fotos: Aleksandra Köhler
Das Projekt wird vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk unterstützt.