Pilgern auf der Via Francigena

Abgefahren und eingelaufen

Sechzehn Schülerinnen und Schüler unserer Schule hatten eine etwas andere Studienfahrt gewählt: Neun Tage mehr oder weniger auf sich gestellt sein, alle notwendigen Dinge mit sich tragen, Entfernungen nicht erfahren, sondern erlaufen.

Fünf Tage waren wir auf der Via Francigena, der alten Pilgerstraße von Canterbury nach Rom, unterwegs und sind die Strecke von San Gimignano nach Buonconvento gepilgert. Das war durchaus entbehrungsreich: Hunger, Durst, Erschöpfung und Blasen an den Füßen zeigten Grenzen auf, die überwunden werden mussten, um an das Ziel zu gelangen, das bis zu 30 km entfernt lag.

Nach ein, zwei Tagen hatten wir uns gewöhnt – der Körper stellt sich ein und verlangt nach Leistung. Augen und Ohren nehmen mehr auf, weil sie nicht überfordert sind. Die Seele wird freier und empfänglicher für die feinen Reize. Man wird trittsicherer. Nicht alltägliche Fragen erhalten Raum. Abgefahren!

Eingelaufen sind wir auf dem Petersplatz in Rom und brachten hier unsere Pilgerreise zum Abschluß. Zwei Tage in der Ewigen Stadt rundeten diese Fahrt ab, die ganz und gar dem Nachhaltigkeitskonzept unserer Studienfahrten folgt und nun zum vierten Mal stattfinden konnte. Nach einer mehr als 24-stündigen Rückreise in verschiedenen Zügen, die wir dank unserer neu erworbenen Seelenruhe gelassen absolvieren konnten, sind wir wohlbehalten nach Potsdam zurückgekehrt.

Buon cammino, buona gente!

Text: Leif Berling